"Jerusalem am Rhein” – Die SchUM-Städte Speyer, Worms und Mainz
Was bleibt von den Menschen, die im Mittelalter lebten? Manchmal mehr als der erste Blick auf steinerne Überreste verrät. Denn hier am Rhein entstand im Mittelalter eine bis heute lebendige Kultur. Berühmt als das Jerusalem am Rhein waren die jüdischen Gemeinden von Speyer, Worms und Mainz. Die Gemeinden waren als SchUM bekannt. Dieses Wort setzt sich zusammen aus den mittelalterlichen, hebräischen Anfangsbuchstaben der drei Städtenamen.
Schin (Sch) = SchPIRA = Speyer
Waw (U) = Warmaisa = Worms
Mem (M) = Magenza = Mainz
Innovationen made in SchUM
Alle SchUM-Städte hatten im Mittelalter eines gemeinsam: Aktive jüdische Gemeinden, bekannt über den Raum am Rhein hinaus. Sie trugen zur Entwicklung der Städte Speyer, Worms und Mainz bei. Und waren eng miteinander verwoben. Wie eng, das zeigt auch die Baugeschichte: So entstand die Mikwe in Worms nach dem Vorbild des Ritualbads in Speyer. Die Frauenschul in Speyer wiederum wurde gebaut nach dem Modell der Frauenschul in Worms. In den jüdischen Gemeinden entstanden neben prachtvollen Bauten auch kulturelle Traditionen, Lehren und Gesetze, die bis heute lebendig sind.
Alle SchUM-Städte teilen eine besondere Geschichte: Im Mittelalter entstehen hier jüdische Gemeinden und dank ihnen einzigartige Bauwerke. Diese offenbaren ihre Pracht manchmal erst durch einen Blick hinein (Synagoge Worms, Judenhof Speyer/Mikwe). Die SchUM-Städte fördern die Ansiedlung der Gemeinden. Denn die jüdischen Kaufleute sorgen für einen besseren Fernhandel und bringen Innovationen in die Region am Rhein. Das Leben in den Städten ist ein nachbarschaftliches Miteinander zwischen Juden und Christen, bis zu den Pogromen von 1096.
Lebendige Traditionen
Bis in die Gegenwart wirkt der enge Verbund der jüdischen Gemeinden in den SchUM-Städten. Denn zentrale Lehren des jüdischen Lebens entstehen hier im Mittelalter. Bis heute lebendig ist das Andenken an die Gelehrten dieser Zeit (Heiliger Sand Worms / Judensand Mainz). Aber auch die Kultur und die Überlieferungen der SchUM-Gemeinden sind bis heute Teil lebendiger Traditionen (siehe Neue Synagoge Mainz).
Zentren des aschkenasischen Judentums
Anerkennend spricht bereits Ende des 12. Jahrhunderts ein Gelehrter, Rabbi Isaak ben Mose, über die beeindruckende Wirkung der SchUM-Gemeinden für das gesamte aschkenasische Judentum:
“Wie sehr gehören unsere Lehrer in Mainz, in Worms und in Speyer zu den gelehrtesten der Gelehrten, zu den Heiligen des Höchsten […] von dort geht die Lehre aus für ganz Israel […]. Seit dem Tage ihrer Gründung richteten sich alle Gemeinden nach ihnen, am Rhein und im ganzen Land Aschkenas.”
Mehr über die reiche Kultur der SchUM-Städte am Rhein erfahren Sie unter
https://schumstaedte.de/